Die skurrilsten belgischen Traditionen, von denen du noch nie gehört hast
Die skurrilsten belgischen Traditionen, von denen du noch nie gehört hast
Belgien, das kleine Königreich im Herzen Europas, überrascht nicht nur mit seiner Vielfalt an Bieren und Schokoladen, sondern auch mit außergewöhnlichen Traditionen, die selbst erfahrene Reisende staunen lassen. Tauchen wir ein in die faszinierendste Seite der belgischen Kultur, wo Katzen vom Turm springen und mysteriöse Orangenwerfer durch die Straßen ziehen.
Der Katzenwurf von Ypern - Eine kuriose Versöhnung mit der Vergangenheit
In der mittelalterlichen Stadt Ypern findet alle drei Jahre das "Kattenstoet" (Katzenfest) statt, eine Tradition, die auf eine düstere Vergangenheit zurückblickt. Im Mittelalter wurden Katzen von dem imposanten Belfried der Stadt geworfen - ein grausamer Brauch, der mit dem damaligen Aberglauben und der Kontrolle der Katzenpopulation zusammenhing. Heute wird diese Geschichte auf versöhnliche und humorvolle Weise aufgearbeitet: Ein Stadtnarr wirft Plüschkatzen vom 70 Meter hohen Turm, zur Freude tausender Besucher, die sich um die weichen Souvenirs balgen. Das Festival, das jeden zweiten Sonntag im Mai stattfindet, umfasst auch eine spektakuläre Parade mit Katzenthemen und Menschen in aufwendigen Katzenkostümen.
Die "Gilles" von Binche - UNESCO-Weltkulturerbe in orangener Pracht
Der Karneval von Binche ist nicht irgendein Straßenfest - er ist ein UNESCO-Weltkulturerbe und eines der spektakulärsten Volksfeste Europas. Im Mittelpunkt stehen die "Gilles", mysteriöse Figuren in aufwendig bestickten Kostümen, die von der lokalen Bevölkerung mit größtem Respekt behandelt werden. Am Faschingsdienstag tragen diese traditionellen Karnevalsfiguren imposante Kopfbedeckungen aus Straußenfedern und werfen Orangen ins Publikum - ein Symbol für Fruchtbarkeit und Großzügigkeit. Was viele nicht wissen: Die Rolle des Gille ist ein großes Privileg, das ausschließlich männlichen Einwohnern von Binche vorbehalten ist und vom Vater an den Sohn weitergegeben wird.
Der Riese von Ath - Wenn Goliath durch die Straßen wandelt
Die "Ducasse d'Ath" ist ein faszinierendes Volksfest, bei dem riesige Figuren durch die Straßen der Stadt Ath paradieren. Der Star der Show ist zweifellos "Goliath", eine über 4 Meter hohe Figur, die seit dem 15. Jahrhundert Teil der Prozession ist. Das Besondere: Jedes Jahr findet ein ritueller Kampf zwischen Goliath und "David" statt - eine Nachstellung der biblischen Geschichte, die von den Einwohnern mit großer Begeisterung verfolgt wird. Die Tradition ist so bedeutend, dass sie 2005 von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde.
Das Krabbenfest von Oostduinkerke - Die letzten Garnelenfischer zu Pferde
An der belgischen Küste gibt es eine weitere einzigartige Tradition: die Garnelenfischer zu Pferde. In Oostduinkerke reiten Fischer auf schweren belgischen Kaltblütern ins Meer, um Garnelen zu fangen - eine Praxis, die es weltweit nur noch hier gibt. Die Pferde ziehen dabei Netze durch die Brandung, während die Fischer, traditionell gekleidet, auf ihrem Rücken balancieren. Diese außergewöhnliche Fischereimethode wurde ebenfalls von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Der "Meyboom" von Brüssel - Ein Baum des Friedens
Eine weitere kuriose Tradition ist das "Meyboom"-Fest in Brüssel. Jedes Jahr am 9. August muss vor 17 Uhr ein Baum auf dem Grand Place gepflanzt werden - gelingt dies nicht, geht das Privileg der Tradition an die Stadt Löwen über. Diese merkwürdige Zeitvorgabe geht auf einen jahrhundertealten Streit zwischen den beiden Städten zurück. Die Tradition wird von den "Companions of Saint-Laurent" aufrechterhalten, einer Bruderschaft, die sich der Bewahrung dieses kulturellen Erbes verschrieben hat.
Diese Traditionen zeigen die außergewöhnliche kulturelle Vielfalt Belgiens und die Liebe der Belgier zu ihren oft skurrilen, aber immer bedeutungsvollen Bräuchen. Sie sind lebendige Zeugnisse einer reichen Geschichte und werden mit großem Stolz von Generation zu Generation weitergegeben. In einer Zeit der Globalisierung und Vereinheitlichung sind sie wertvolle Erinnerungen daran, wie wichtig es ist, kulturelle Eigenheiten zu bewahren und zu feiern.
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