Von Pommes, Pioniergeist und Übär – Dimitrys Abenteuer zwischen Belgien und Karlsruhe
"Aus einigen Jahren wurde mehr" - Ein Gespräch mit Dimitry Demeersman
Europäische Integration ist mehr als nur ein politisches Konzept – sie wird täglich von Menschen gelebt, die ihre Heimat verlassen und in einem anderen Land ihr Glück finden. Diese Geschichten zu erzählen ist wichtiger denn je, denn sie zeigen uns, wie bereichernd kultureller Austausch sein kann. Heute stelle ich Ihnen Dimitry Demeersman vor, einen Belgier, dessen Lebensweg exemplarisch für das Gelingen des europäischen Gedankens steht.
Dimi ist ein feiner Typ mit richtig viel Humor und Witz. Ich mag ihn sehr, weil er über vieles schmunzeln kann und sich trotzdem über vieles Gedanken macht. Auch politisch ist er sehr versiert.
Ich halte viel von seiner Meinung.
Mario: Hallo Dimi, schön dass du dir ein paar Minuten frei nimmst, um mit mir zu plaudern.
Dimitry: Sehr gerne, lieber Mario.
M: Erzähl mir deine Geschichte.
D: Geboren bin ich in Wilrijk, aber aufgewachsen und zur Schule gegangen bin ich in Karlsruhe. Es ist die Geschichte wie die von vielen anderen. Meine Eltern sind Leona und Hubert (französisch ausgesprochen: Übär).
M: Warum Karlsruhe?
D: Mein Vater hat eine großartige Position im Auslandsschuldienst angenommen, die ihn mit unserer ganzen Familie – einschließlich Hund, Katze und Maus – nach Karlsruhe geführt hat. Das belgische Kulturministerium hatte ihn dorthin entsandt, um eine Stelle an der Europäischen Schule anzutreten – jener Schule, in der wir uns schließlich auch kennengelernt haben.
M: Oh ja, ich habe eine echt schöne Erinnerung an die Europäische Schule Karlsruhe. Der Unterricht mit Italienern, Niederländern, Belgiern, Franzosen, Deutschen und so weiter hat einiges dazu beigetragen, das Verständnis von Europa zu lernen.
D: Es war ein Abenteuer. Meine Eltern waren jung und die Aufgabe war eine berufliche Chance. Auch wenn wir keine Gastarbeiter im herkömmlichen Sinne waren, erging es uns ähnlich wie vielen anderen: Aus den geplanten wenigen Jahren wurden schließlich viele mehr. Der Vertrag vom Vater wurde verlängert, und man ist hier geblieben. Glücklich und zufrieden.
M: Hast du in Karlsruhe auch belgische Bekannte?
D: Tatsächlich in Karlsruhe nicht. Es gibt nicht viele Belgier in Karlsruhe.
M: Fehlt dir die belgische Küche hier in Deutschland?
D: Durch erfolgreiche Missionsarbeit bekommst du überall Pommes frites. Und oft esse ich bei meinen Eltern. Meine Mutter kocht wunderbar belgische Traditionsteller.
M: Cool.
D: Klassische belgische Restaurants findet man hier nicht, aber 80% aller Gastronomiebetriebe bieten Pommes an. Man tut der belgischen Küche unrecht, indem man sie auf Pommes beschränkt, es ist aber ein Kardinalgericht. Es wurde übrigens falsch übersetzt: Der Begriff "French Fries" kam im 1. Weltkrieg von den Engländern auf, weil sie dachten, dass die wallonischen Soldaten im Schützengraben Franzosen seien.
M: Siehst du, ich habe wieder was dazu gelernt. Kannst du dir vorstellen zurück nach Belgien zu kehren? Was sagen deine Eltern, wollen sie zurück?
D: Ist weder bei mir noch bei meinen Eltern geplant. Meine Eltern haben ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland und sind mittlerweile schon über 80 Jahre jung. Und ich habe meine berufliche Zukunft hier aufgebaut. Dazu noch Freunde und Bekannte.
M: Schöne Geschichte, Danke für die Zeit, die du mir gewidmet hast.
Dimitrys Geschichte zeigt, wie aus einem beruflichen Abenteuer eine neue Heimat werden kann – nicht geplant, aber doch genau richtig. Mit Humor, Offenheit und ein bisschen Pommesliebe hat er sich in Karlsruhe eingelebt und dabei seine Wurzeln nie vergessen.
Es ist schön zu sehen, wie er das Beste aus beiden Welten verbindet: belgische Traditionen, deutsche Freunde und eine Prise Europaschule-Nostalgie. Manchmal sind es gerade diese ungeplanten Wege, die das Leben besonders spannend und lebenswert machen – und wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja mal auf eine Portion „richtige“ Pommes! 😊
Leona und Hubert Demeersman 😍 |
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